Faire Woche 2023: Gemeinsam gegen die Klimakrise

Zelda Beukes (2.v.li) und Noel Oettlé (2.v.re.) diskutierten in Neumarkt mit dem bayerischen Naturland-Bauern Florian Gäck (3.v.re.) und Anna Neubauer (re.), Nachhaltigkeitsmanagerin bei Lammsbräu. Der Geschäftsführer der Bio-Baauerei, Johannes Ehrnsperger (3.v.li.) begrüßte die Gäste, Naturland Fair-Referentin Magdalena Nertinger (li.) moderierte das Podiumsgespräch.

Aktuelles von Naturland

September 21, 2023

Naturland-Kooperative aus Südafrika zu Gast bei Naturland Fair-Partner Neumarkter Lammsbräu

Neumarkt – Die Klimakrise stellt landwirtschaftliche Familienbetriebe in aller Welt vor teils existenzielle Herausforderungen. Wie gehen Naturland-Betriebe mit diesen Herausforderungen um – in den besonders betroffenen Ländern des globalen Südens, aber auch hier in Deutschland? Und was haben Öko-Landbau und Fairer Handel mit Klimagerechtigkeit zu tun? Darum ging es bei einem Besuch von Vertreter:innen der Naturland-Kooperative Heiveld aus Südafrika bei der Bio-Brauerei Neumarkter Lammsbräu, Naturland Fair-Partner in Bayern.

Klimagerechtigkeit ist das Motto der diesjährigen pfeil weiterleitung Fairen Woche (15.-29. September) mit bundesweit mehr als 2.000 Veranstaltungen zu Themen des Fairen Handels. Internationaler Gast der Fairen Woche 2023 ist die pfeil link Kooperative Heiveld, die mit ihren rund 70 kleinbäuerlichen Familienbetrieben in den Zedernbergen in Südafrika Naturland Fair-zertifizierten Bio-Rooibostee produziert.

Zelda Beukes und Noel Oettlé, Exportmanagerin und landwirtschaftlicher Berater der Kooperative, berichteten bei ihrem Besuch am Donnerstag in Neumarkt in der Oberpfalz, wie der Faire Handel die Rooibos-Farmer dabei unterstützt, auf die immer dramatischeren Auswirkungen des Klimawandels in ihrer Region zu reagieren. Im Gespräch mit Florian Gäck, Naturland-Bauer aus Bayern und Braugerste-Lieferant für Lammsbräu, wurde dabei deutlich, dass sich – trotz aller Unterschiede – die Herausforderungen im Umgang mit den zunehmenden Wetterextremen manchmal durchaus ähneln.

Landwirtschaft zwischen Dürre und Überschwemmung

Bei den Rooibos-Bauern in Südafrika reichen diese Extreme von extremer Hitze und Dürre, was im schlimmsten Fall zum Absterben vieler Rooibos-Pflanzen führen kann, bis hin zu Überschwemmungen durch plötzlichen Starkregen, sagte Noel Oettlé von der Heiveld-Kooperative. „Aktuell haben wir gerade eine Winterregenzeit hinter uns, in der die Regenfälle zuerst viel zu spät begannen, gefolgt von schweren Überschwemmungen im Monat Juni“, berichtete der landwirtschaftliche Berater.

Die Mitglieder der Kooperative reagieren laut Oettlé mit einer Vielfalt von Maßnahmen: Sie legen Windschutzstreifen und Schutzgürtel um ihre Teefelder an, legen an die Geländekontur angepasste Versickerungs- und Bewässerungsgräben an und verbessern die Fruchtbarkeit und Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens mit Kompost. Außerdem treffen sie sich alle drei Monate zu Workshops, um die Wettervorhersage für das nächste Vierteljahr zu besprechen und entsprechende Maßnahmen zu planen.

Ehrnsperger: Faire Preise helfen Bauern bei Anpassung an den Klimawandel

Von Problemen durch extreme und verschobene Wetterverläufe wusste auch Naturland-Bauer Florian Gäck zu berichten: Auf Regen im Frühjahr, wenn Aussaat und Unkrautbekämpfung eigentlich einen abgetrockneten Boden erfordern, sei in diesem Jahr wochenlange Trockenheit gefolgt, als die Braugerste zum Wachsen dringend Wasser gebraucht hätte. Und zur Ernte dann plötzlich wieder drei Wochen Dauerregen. „Das Wetter wird immer unberechenbarer. Im schlimmsten Fall entscheiden wenige Minuten über Erfolg oder Misserfolg einer ganzen Erntesaison“, sagte Gäck, der auch Mitglied in der Naturland-Delegiertenversammlung ist.

Extremsituationen wie 2023 stellen dabei nicht nur die Landwirt:innen vor Herausforderungen, sondern auch Lammsbräu als Abnehmer des Getreides. Wenn es zu Rohstoffengpässen bei qualitativ passendem Getreide kommt, müssen Verarbeitungsprozesse wie etwa Sudzeiten angepasst werden. Das verursacht Aufwand und Kosten. „Die faire Zusammenarbeit mit unseren Erzeuger:innen ist daher ein Grundprinzip, das angesichts der Klimakrise wichtiger wird denn je. Denn der ökologische Anbau wirkt den Auswirkungen des Klimawandels aktiv entgegen, und die Betriebe müssen durch faire Preise befähigt werden, weiterhin diesen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, betonte der Geschäftsführer von Neumarkter Lammsbräu, Johannes Ehrnsperger.

Fairer Handel unterstützt Rooibos-Farmer bei Neupflanzungen

Noch viel wichtiger ist die Unterstützung der Landwirt:innen durch faire Handelspartnerschaften im Süden, wo auch die Auswirkungen des Klimawandels viel dramatischer sind, wie Heiveld-Exportmanagerin Zelda Beukes zu berichten wusste. 2017 traf eine extreme Dürre die Heiveld-Farmer besonders hart: Zum zweiten Mal nach 2003 verloren sie einen Großteil ihrer Rooibos-Pflanzen und mussten alle Plantagen neu anlegen. Möglich war das nicht zuletzt dank des Fairen Handels. „Unsere Handelspartner erklärten sich bereit, die Preise für Heiveld-Rooibos zu erhöhen und so konnte die Kooperative ihre Mitglieder mit Saatgut und Pflanzen unterstützen“, sagte die Exportmanagerin.

Schon zwei Jahre zuvor hatte nach einer Crowdfunding-Kampagne ihrer deutschen Fairhandelspartner eine mit der Kooperative verbundene Stiftung ein großes Stück Land erwerben können, wo Mitglieder der Kooperative nun auf 110 Hektar besonders fruchtbarem Boden Rooibos-Kulturen anbauen können. Darüber hinaus umfasst der Landerwerb ein 2.500 Hektar großes Naturschutzgebiet, in dem wilder Rooibos wächst. Die nachhaltige Bewirtschaftung solcher wilden Rooibos-Felder, die unter anderem viel dürreresistenter als kultivierte Rooibos-Plantagen sind, ist ein weiterer wichtiger Baustein im Umgang der Kooperative mit dem Klimawandel.

Naturland und Naturland Fair

Naturland ist der größte internationale Öko-Verband. Mehr als 120.000 Bäuerinnen und Bauern in 60 Ländern der Erde zeigen, dass ein ökologisches, soziales und faires Wirtschaften ein Erfolgsprojekt ist. Allein in Deutschland und Österreich gehören über 6.500 Bio-Betriebe dieser Gemeinschaft an. Weltweit ist die Mehrzahl der Naturland-Bauern in kleinbäuerlichen Kooperativen organisiert.

Mit der Zusatzzertifizierung Naturland Fair verbindet Naturland Öko-Landbau und Fairen Handel in einem Zeichen. Naturland ist Mitglied im pfeil weiterleitung Forum Fairer Handel, das sich als politische Stimme des Fairen Handels versteht und alljährlich die Faire Woche organisiert.

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